Das DFG-Verbundprojekt „Die Düsseldorfer Kreuzherrenbibliothek – Rekonstruktion und vergleichende Analyse“ wurde vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf von 2019 bis 2022 durchgeführt. Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion, Digitalisierung und Erschließung des Bibliotheksbestandes des Düsseldorfer Kreuzherrenklosters. Die formale Tiefenerschließung der Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke, die Digitalisierung sowie den Aufbau des projekteigenen Informationsportals mit dem TEI-Publisher übernahm die ULB Düsseldorf. Die Rekonstruktion und wissenschaftliche Analyse stehen im Zentrum der Dissertation von Marie-Isabelle Schwarzburger. Im Laufe des Projekts wurden 98 Handschriften, 185 Inkunabeln und 117 Drucke des 16. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Bestand der Düsseldorfer Kreuzherren identifiziert, eingeordnet und genauer untersucht.
Um die spätmittelalterliche Bibliothek der Düsseldorfer Kreuzherren im intellektuellen und religiösen Horizont der Zeit verorten zu können, werden die überlieferten Bände der Düsseldorfer Kreuzherren mit dem Bibliotheksinventar des Kreuzherrenklosters Hohenbusch (frühes 19. Jahrhundert) verglichen, das im Spätmittelalter über eine vergleichbare große Bibliothek verfügte. Methodisch liegt diesem Vergleich eine Einordnung der Buchbestände in den ehemaligen Funktionskontext und eine Einteilung nach Sachgruppen zugrunde. Diese Vorgehensweise hat sich schon in anderen Projekten zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheksbestände bewährt.
Da für den Düsseldorfer Kreuzherrenkonvent weder die ursprüngliche Bibliotheksordnung noch ausreichend mittelalterliche Signaturen überliefert sind, wurde die Einteilung in Sachgruppen artifiziell auf der Basis der Wissensordnung anderer geistlicher Bibliotheken des Spätmittelalters erarbeitet, um einen Überblick über den vermutlichen Zuschnitt der einstigen Bibliothek zu gewinnen. Das ermöglicht nicht nur einen Vergleich, sondern vor allem die Chance, mutmaßliche Lücken der Überlieferung in Düsseldorf ermitteln zu können. In der Online-Rekonstruktion werden die Digitalisate der erhaltenen Düsseldorfer Bände nach diesen artifiziellen Sachgruppen sortiert und zugänglich gemacht.
Ziel der Untersuchung ist es, die Genese, den Aufbau der Bibliothek, das intellektuelle Profil und die Schreib- und Predigertätigkeit der Düsseldorfer Kreuzherren herauszuarbeiten.
